Montag, 9. Januar 2012

vom Leben und dem Tod auf unserer Farm....

Viele Menschen besuchen unsere Farm jetzt und ich hoere Frauchen sehr oft ueber Dinge reden die sie sehr beschaeftigen. Es sind Gespraeche ueber Probleme mit denen sie eigentlich nicht klar kommt.

Erst einmal etwas zu den steigenden Besucherzahlen.
In der Zwischenzeit, es hat beinahe 12 Jahre gedauert, haben wohl auch die Bewohner von Trinidad & Tobago mitbekommen das da eine Frau in Orange Hill -Tobago lebt die etwas anders ist als die meisten  Farmer.
Frauchen musste erst einen Satz auswendig lernen der in der englischen Sprache fuer den schoenen Begriff in Deutsch "Artgerechte Tierhaltung " stehen kann.



                   " I believe in a natural approach of animal husbandry "


Diesen Satz hat sie immer und ueberall den Leuten in die Ohren getroetet, ob sie es hoeren wollten oder nicht. Sie ist fest davon ueberzeugt das es  ein klein wenig vereaendert hat. Nicht unbedingt viel an der Tierhaltung aber das Image der Ziege hat sich sicher verbessert.

Eine Besucherin der Insel die sehr oft wiederkehrt hat einmal bemerkt : Die Ziegen in Tobago sehen jetzt viel besser aus, das hat sicher etwas mit der Frau in Orange Hill zu tun.     Das ist doch schoen, oder nicht ?
Ja unser Frauchen !
Siehe da, so mansch einer traut sich nun auch zu sagen das er seine eigenen Ziegen nicht schlachten und essen kann oder sehr traurig ist wenn die Lieblingsziege stirbt.

Wenn jemend ein Maedel zum Decksprung bringt bekommt er auch gleich Lektionen erteilt.
Wie die Klauen auszusehen haben oder das  die Ziege besser  gefuettert werden muss. Ist das Ziegenmaedchen zu jung oder sieht sonst mickrig aus schickt Frauchen die Truppe nachhause und wird auch schon mal boese. Mir waere ja egal wie das Girl aussieht, aber da kann ich betteln wie ich will, keine Chance.

Vor allem die Sache mit dem Ziegenkaese hat es vielen angetan. In Scharen kommen sie von Trinidad an Wochenenden und in den Ferien, wollen kaufen oder zumindest einmal sehen wie man Kaese macht. Natuerlich kommen sie unangemeldet und Frauchen muss sich die Zeit nehmen wenn sie nicht unhoeflich sein will.
Ich werde dann immer noch extra vorgestellt und zeige mich von meiner besten Seite. Lasse mich streicheln und spruehe auch keinen Urin an die Besucher. Das verlangt ganz schoene Beherrschung es reizt mich sehr es doch zu tun. Ich werde immer noch bewundert wegen meiner stattlichen Groesse. Das troestet mich ein wenig darueber hinweg das ich nicht machen kann was ich will und brav sein muss.

Frauchen erklaert allen das sie ein schlechter Farmer ist. Sie liebt uns wie ihre Kinder und kann keinen von uns schlachten lassen. Nur wenn ein Tier leidet wird es erloest.
Dann sehe ich sie weinen und das gefaellt mir garnicht. Mit dem Tod kommt sie nicht klar und stoehnt : Warum habe ich nur solch ein Geschaeft angefangen ? Viele Tiere viel Freude aber auch viel Leid.

Ganz schlimm wird es wenn einer der Katzen oder ihren Hunden etwas passiert.
Ich war total geschockt als ich mit ansehen musste wie sie um eine kleine Katze geweint hat.
Kaeterchen Tommy der nicht leben durfte.
Unser Helfer hatte bei einem Spaziergang ein kleines ausgesetztes Kaeterchen gefunden. Er wurde waehrend der Fahrt in einem Karton aus dem Auto geworfen.
Natuerlich wurde es aufgenommen und konnte auch bleiben. Er hat sich, so goldig wie er war, schnell in ihr Herz geschlichen. Leider durfte er nur 3 Tage leben. Frauchen machte sich selbst die schlimmsten Vorwuerfe. Sie lies ihn fuer einige Minuten alleine mit den Hunden Muddy und Mikel oben im Haus. Die hatten sich, was sonst nicht  ueblich ist, bei einem heftigen Regenschauer Zutritt zum Haus verschafft.
Immer passt sie auf die Kleinsten, was immer es auch ist, Ziege, Kaetzchen, Kuecken oder Voegel besonders gut auf. Nur ein einziges mal war sie unachtsam und da geschah es.
Unsere Hunde vertragen sich sehr gut mit unseren Katzen.  Der Kleine war aber noch fremd und auch noch viel zu klein um mit Hunden zu spielen.
Frauchen ging fuer einige Minuten nach unten um den Kaese zu drehen und  hat die Hunde im Haus vergessen. Sie hoerte unten den den Krach und als sie nach oben kam lag der Kleine tot, wahrscheinlich mit gebrochenem Genick, auf dem Boden.
Ihr lautes Weinen hallte ueber das ganze Gelaende. Das moechte ich nicht noch einmal erleben.

http://www.youtube.com/watch?v=5lnVrRJwZKA               Erinnerung Kaeterchen Tommy und Muddy !

Zuerst war sie sehr boese mit den Hunden, die natuerlich weit weg rannten und  ganz geschockt waren von Frauchens Benehmen. Nach einiger Zeit hat sie aber eingesehen das sie den Hunden nicht die Schuld geben konnte. Wir alle hatten Angst um sie, hatten sie noch nie so aufgeloest erlebt.

Eines davon wird es wohl werden...




Nun hat sie beschlossen ein anderes kleines Kaetzchen aus dem Tierheim zu holen und darauf warten wir nun. Bald ist es soweit.


Im Tierheim :

Leider keonnen wir nicht alle nehmen, wir haben ja schon 7 Katzen.




Das ist die Mama.
 Die armen Tiere muessen den ganzen Tag in solch einem Kaefig sitzen. Auslauf gibt es fuer Katzen nicht. Die kleinen Kaetzchen sind auch nicht viel gewachsen.

Nach diesem Erlebniss mit Frauchen denke ich schon mit Grauen an den naechsten tragischen Vorfall auf der Farm. Meine Maedels sind fast alle sehr viel aelter als ich und viele haben das zehnte bis zwoelfte Lebensjahr erreicht.
Vor einigen Tagen kam eine Gruppe Studenten von Trindad zur Farm und haben uns Stuhlproben entnommen. Was man nicht alles mit sich machen lassen muss. Die hatten noch nie so viele alte Ziegen in solch einem guten Zustand gesehen. Eine "gut gefuehrte" Farm wird ihre Tiere viel schneller austauschen. Was haben wir doch ein Glueck das wir bei unserem Frauchen gelandet sind


Euer Till

© J.Patience